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Je emotionaler die Konflikte, desto höher das Trennungsrisiko

In Deutschland scheitern etwa 35 Prozent der Ehen. „Dies belastet nicht nur die unmittelbar Betroffenen und ihre Kinder“, so Hahlweg. „Betrachtet man allein die gesundheitlichen Auswirkungen familiärer Konflikte hat dies auch soziale und ökonomische Folgen“. Einer frühzeitigen Prävention kommt daher große Bedeutung zu.

Ein Angebot ist beispielsweise das sogenannte EPL-Programm – das „Partnerschaftliche Lernprogramm“. Darin trainieren Paare unter anderem den Umgang mit Konflikten und eine auf Problemlösung ausgerichtete Kommunikation.

Professor em. Dr. phil. habil. Kurt Hahlweg, Professor für Klinische Psychologie, Psychotherapie und Diagnostik an der Technischen Universität Braunschweig und seine Mitautoren werteten für die Untersuchung eine Reihe von Parametern im Hinblick auf ihre Vorhersagekraft von Trennung und Scheidung aus. Dazu gehörten unter anderem physiologische Werte wie Blutdruck, Puls, Cortisolspiegel und Sprachgrundfrequenz. Diese waren in den 1990er Jahren bei Paaren, die an einem partnerschaftlichen Lernprogramm teilnahmen, erhoben worden. Außerdem mussten die Paare Fragebögen zu ihrem Konflikt- und Kommunikationsverhalten ausfüllen. Auch Videoaufzeichnungen von Streitsituationen wurden angefertigt. Elf Jahre später hatten sich von den 68 Paaren etwa ein Drittel, 32,5 Prozent, scheiden lassen. Als einzig signifikanter Prädiktor, also Vorhersagefaktor für Trennung oder Scheidung, zeigte sich in der Studie bei Frauen die Sprachgrundfrequenz und bei Männern eine erhöhte Cortisol-Ausschüttung in Konfliktsituationen. „Parameter wie Sprachgrundfrequenz und Cortisol-Ausschüttung sind wichtige Indizes emotionaler Erregung“, erklärt Hahlweg. Erhöhte Werte bei diesen Parametern deuten darauf hin, dass Konflikte emotional ausgetragen werden, so der Experte. 

„Die Ergebnisse bestätigen, wie wichtig es für die Stabilität einer Beziehung ist, dass Konflikte nicht zu häufig zu emotional ausgetragen werden.“ Die Studie ist die weltweit erste, die sowohl physiologische Parameter als auch das Kommunikationsverhalten über einen so langen Zeitraum hinsichtlich ihrer Vorhersagekraft bezüglich Scheidung und Trennung untersuchte. Weitere Forschungen müssen diese Erkenntnisse nun erweitern.

http://medizin-aspekte.de/aktuelle-studie-je-emotionaler-die-konflikte-desto-hoeher-das-trennungsrisiko

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